Fountain

für 5 + x Performer_innen, 10 + y Plastikbecher und eine Flasche Wasser
verschiedene Versionen seit 2008, Dauer: ca. 5 - 12 Minuten
Komposition/Konzept: Steffi Weismann
Videos: Version Bolivien 2016 I Version 2012 I Version 2008

"Fountain" ist eine Soundperformance mit analogen Mitteln - eine Art Brunnenskulptur als "Tableau vivant" für mindestens fünf Performer_innen. Nachdem Wasser in die obersten Plastikbecher eingegossen wurde, beginnen in der Gruppe verschiedene Zirkulationsprozesse, die sich in den neueren Versionen auch auf das Publikum ausweiten.

Die erste Version von "Fountain"entwickelte ich 2008 für ein Fluxus-Konzert in Bern mit der damals 75- jährigen Fluxuskünstlerin Alison Knowles und den Maulwerkern. Zwei Jahre später bekam der Komponist Dieter Schnebel eine Version der Performance zum 80. Geburtstag geschenkt. Knowles und Schnebel fiel die Rolle zu, das Wasser in die beiden obersten Bechern einzugiessen und damit die "Fountain" in Gang zu setzen – eine Handlung, die das Weitergeben zwischen den Generationen thematisiert.
In den Versionen des Stückes ab 2012 ist die Person die das Wasser eingießt weniger wichtig. Die Aufmerksamkeit liegt nicht auf der Quelle sondern auf dem gesamten Prozess der Zirkulation, der sich in eine komplexe Situation des Gebens und Nehmens weiterentwickelt und auch als politische Aussage wahrgenommen werden kann. Die Wassermenge wird durch trinken, verschütten oder das Sabotieren des Kreislaufes immer weniger. Neues Wasser kann aber auch durch das Publikum wieder in den Kreislauf zurückfinden. Zum Ende hin lösen sich alle Performer_innen aus der gemeinsamen Formation heraus. Während sie immer noch durch Drehen und Drücken der Plastikbecher die typischen Knackgeräusche produzieren, bewegen sie sich in verschiedene Richtungen durch und aus dem Raum hinaus.
Inzwischen sind weitere Versionen des Stückes entstanden, in denen ich die klangliche Ebene und Struktur der Komposition weiterentwickelt habe und neuen Modellen der Partizipation zusätzlichen Raum gebe. Als Performancekünstlerin und Komponistin/Autorin interessieren mich die Übertragungswege von Ideen: Wie offen und dennoch präzise muss ich die Partitur oder Handlungsanweisung formulieren, damit die Mitspieler_innen die Spielregeln verstehen und dann selbst in den kreativen Prozess einsteigen? Wie gestalte ich das Setting, so dass mit wenig Probenzeit eine komplexe und interessante Gesamtsituation entsteht? Wieviel Raum bekommen Zufälle und wie funktioniert der Übergang am besten in den partizipativen Teil mit dem Publikum?
Während eines Workshops mit jungen Künstler_innen, Musiker_innen und Komponist_innen konnte ich im August 2016 am Goethe Zentrum von Santa Cruz (Bolivien) an diesen Fragen arbeiten.